Seit 2021 beschäftige ich mich mit der 1994 von Stephen Porges aufgestellten These, dass unser Nervensystem "mehr kann", als nur "Flucht/Kampf" und "Ruhen/Verdauen".
So beschreibt die "Polyvagal-Theorie" vor allem einen zusätzlichen autonomen Zustand unseres Körpers, wenn besondere Gefahr für uns droht. Erstarren, Shutdown, Ohnmacht, Dissoziation sind demnach natürliche, gesunde Antworten auf lebensbedrohliche Situationen.
Leider gibt es heute immer noch zu viele Experten, die sich über diese Umstände nicht im klaren sind und so wird Opfern von Gewalt- und Sexualverbrechen vorgeworfen, "nichts unternommen zu haben".
Die therapeutische Umsetzung der Polyvagal-Theorie richtet sich aber nicht nur an stark traumatisierte Menschen.
Es geht (für mich) vor allem um die physiologischen Resourcen und Grundlagen, die wir in uns tragen, um mit Stress, Überforderung, Trauma, Sorgen und Ängsten umgehen können.
Wenn wir verstehen, wie uns unser Nervensystem schützen möchte (und welche Fallstricke sich daraus ergeben), wenn wir lernen, unser Nervensystem positiv zu verstärken und uns gezielt bei anderen Menschen die nötige Co-Regulation holen, dann ist der Weg frei, um endlich wieder Sicherheit zu erleben und damit dem Körper die nötige Grundvoraussetzung für körperliche und mentale Heilung zu schaffen.
Gerade die Atmung ist eine leicht zugängliche und immer verfügbare Resource, um das Nervensystem gezielt zu "trainieren".
Meiner Meinung nach spricht sehr viel dafür, dass ein reguliertes Nervensystem auch die Atmung normalisieren kann - und das ist eine großartige Nachricht!
Daher lege ich bei meiner Arbeit den Fokus verstärkt auf die autonome Situation meiner Klienten um mit Hilfe der Atmung an einer Verbesserung von Nervensystem und Atmung zu arbeiten.
Ich bin Mitglied der Polyvagal Gesellschaft und freue mich, dort aktiv an der Weitervermittlung dieser so wichtigen Grundlagen für eine Verbesserung der menschlichen Lebensqualitäten mitzuwirkenmit dem Ziel einer menschlicheren, mitfühlenderen und verbundenen Gesellschaft.